BS52

Wohnhaus am Wald

 

Auftraggeber
privat

Fertigstellung
2018

Leistungsphasen
1 bis 8 gem. HOAI

Auszeichnungen
„Häuser des Jahres 2021“ | Longlist

Der Bauort des Wohnhauses am Rande eines Dorfes im Bergischen Land ist Spannungsraum zwischen der Fernsicht in die Kölner Bucht, der gewachsenen dörflichen Umgebung und dem unmittelbaren Kontakt zum Naturraum der angrenzenden Waldlandschaft.

Der schmale und gerichtete Baukörper thematisiert die vorhandene Topografie und berücksichtigt den zu erhaltenden Baumbestand auf dem Grundstück. Der Sichtbetonsockel hebt den allseitig überkragenden aufgesetzten Holzbau ab und tritt mit dem abfallenden Gelände in Südrichtung zunehmend in Erscheinung. Eine Loggia als „Loge“ im metaphorischen Sinne mit dem Blick in das „Bühnenbild“ der niederrheinischen Ebene bildet den Abschluss des Baus.

Die reduzierte Geometrie der äußeren Form nimmt Bezug auf die Typologie der für die Region charakteristischen Scheunen des agrarisch geprägten Umfelds. Ergänzt wird der Gedanke der konstruktiven Kompakt- und Einfachheit dieser Vorbilder durch die Art und Weise wie Innen- und Außenraum sowie die Wohngeschosse miteinander verknüpft sind.

So setzt das Raumkonzept die offene Folge aus erdgeschossigem Eingangs-, Ess- und Wohnbereiche über Lufträume mit den Individualräumen im Dachgeschoss in Beziehung. Blickachsen und natürliche Belichtung erzeugen Großzügigkeit bei komprimierter Organisation auf der minimierten Grundfläche des Hauses. Niedrige Bereiche in Traufnähe werden für die Ausbildung von Galerien, Austritten oder Stauräumen genutzt. Eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum wird durch die durchgängige Untersicht der Geschossdecke aus Lärchenholz in Loggia und Eingang geschaffen. Gemeinsam mit den Fenstern und Laibungsbrettern charakterisieren naturbelassene Holzfarbtöne die Öffnungen und Einschnitte im Volumen. Im Kontrast hierzu steht die dunkel lasierte vertikale Holzschalung der Außenwandflächen, die von der Stehfalzeindeckung des Dachs aus Aluminium aufgenommen wird und sich in Struktur und Farbgebung an die lokalen landwirtschaftlichen Zweckbauten anlehnt.

Besonderer Wert wurde auf integrative konstruktive Überlegungen zur Reduzierung des bautechnischen Herstellungsaufwands und die Nutzung einfacher Wirkprinzipien im Sinne einer ressourcenschonenden und robusten Umsetzung gelegt. Auf Grund der beengten Anbindung des Grundstücks über einen schmalen Forstweg waren die Vorfertigungsmöglichkeiten des modernen Holzbaus für eine platzsparende, schnelle und damit landschaftsschonende Errichtung vor Ort entscheidend. Eine Nutzung der Hohlräume der Brettsperrholzrippendecke zur Installationsführung und Wärmedämmung erlaubte bei Sichtausführung der Deckenelemente als „hölzerner Rohbau“ den Verzicht auf weitere Bekleidungen oder Anstriche. Die raumklimaregulierenden Eigenschaften des Holzes kommen ergänzend zum tragen. Sonnenschutz und Belüftungskonzept wurden baulich gedacht: Im Sommer ist die Verschattung der südlichen Fensterflächen durch die Loggia gewährleistet, im Winter wärmt die tiefstehende Sonne die Räume. Auf ergänzende technische Sonnenschutzsysteme konnte verzichtet werden. Die durchgängige räumliche Verbindung über Lufträume zwischen Erd- und Obergeschoss ermöglicht eine effiziente natürliche Belüftung in Form einer passiven Nachtkühlung in den Sommermonaten. Notwendiger weiterer Stauraum wurde nicht in die beheizte Gebäudehülle eingefasst, sondern im in Teilen raumhaltigen Sockelbauwerk realisiert. Der allseitige Überhang des Holzbaus gegenüber diesem führt zu einem ausreichend Witterungsschutz für die Nutzung, so dass neben Aufwendungen für zusätzliche Wärmedämmung auch auf weitere Abdichtungsmaßnahmen verzichtet wurde.